Studium: für Fachpersonen im Gesundheitswesen


1. Thematik:

 

"Das Koordinatensystem einer multidimensionalen Ganzheit in Anwendung auf das individuelle Krank-   heitsbild eines Patienten"

 

 

 

Die in der Folge verwendeten Angaben stammen aus meiner langjährigen Aus- und Weiterbildung bei Dr.med. Dietrich Klinghardt und Dr. Louisa Williams, die ich in mein eigenes Therapiekonzept integriert und ergänzt  habe. Daraus hat sich über die Jahre folgendes Bild ergeben:


Wenn es darum geht über die Ausdehnung, die Dimensionen einer Erkrankung zu sprechen, brauche ich oft das Bild des Eisbergs. Es gibt einen kleinen Teil des Eisbergs, das aus dem Wasser schaut. Sie stellen die aktuellen Symptome bzw. den Teil der Ursachen dar, den wir wahrnehmen können. Und es gibt einen erheblich grösseren Teil des Eisbergs der im Wasser eingetaucht schwimmt und den wir nicht wahrnehmen können - also die sog. latente Symptome und die Ursachen die wir nicht erkennen können.

 

 

Jede Krankheit hat mehrere Ebenen, Dimensionen oder Koordinaten - ich nenne sie hier „Tiefe“, „Breite“ und „Länge“. Wenn wir diese alle zusammenfügen, erhalten wir ein dreidimensionales Bild des "ganzen Eisbergs" auf unserem inneren Monitor, eine Vorstellung der ganzheitlichen Dimension der Gesamtproblematik.

 

Tiefe

 

In meiner Praxis unterscheiden ich in der "Tiefe" 6 Ebenen in einem Organismus:  

 

     

Jede Krankheit hat in diesem Sinne eine charakteristische „Tiefe“, eine Art „Eindringtiefe“ die sie im Körper und unserer Psyche besetzen kann und die sich aus einer oder mehrerer dieser Ebenen zusammensetzt. Je "tiefer" eine Krankheit ist, je länger existiert sie in der Regel und je länger braucht eine ganzheitliche, schichtweise Behandlung.

 

Breite

Gerade bei komplexen, langjährigen und chronischen Erkrankungen haben wir es oft mit multifaktoriellen bzw. multikausalen Problemen zu tun, das heisst mehrere Faktoren bzw. Ur-sachen wirken zusammen und gleichzeitig; sie haben sich über die Zeit kumuliert oder „zusam-mengeläppert“. Hier zeichnet sich nun, wie auf einem Fächer, die individuelle „Breite“ der Erkrankung ab.

 

 

Die wichtigsten pathogenetischen Einflussfaktoren sind:

  • dominante Herd- und Störfelder* (chronische Entzündungen meist mit Infekt)
  • psychische Blockaden, traumatische Erlebnisse
  • Dysbiose (Fehlzusammensetzung der Darmflora, Störungen im Mikrobiota)
  • Schwermetalle*
  • toxische Chemikalien (Petrochemikalien)
  • chronischen Infekte durch Bakterien, Viren, Pilze und ihre Toxine
  • Nahrungsmittel-Allergien
  • Umwelt-Allergien
  • Bissstörungen bzw. Malokklusionen*
  • Impfschäden
  • Elektro- und Geobiologische Einflussfaktoren (sog. Standortbelastungen)

Die Faktoren mit * haben in der ganzheitlichen Zahnarztpraxis eine spezielle Bedeutung, da sie sehr

oft vorkommen.

 

Hierzu möchte ich nur ein paar Stichworte für jeden Einflussfaktor formulieren. Für detaillierte Informationen sind in weiteren Fachbüchern der ganzheitlichen Zahnheilkunde zu finden.

 

Bei Herd- und Störfeldern handelt es sich um chronische Entzündungen, die oft eine Infektion mit sich haben und die lokal oder im ganzen Körper wirksam sein können. Sie sind überproportional häufig im Kiefer-Zahnbereich anzutreffen (devitale, wurzelbehandlete Zähne, Weisheizzähne die teilretiniert oder impaktiert liegen, Parodontpathien, Ostitiden im Kieferknochen etc.)

Psychische Einflüsse - v.a. Traumata, Stressfolgeerkrankungen etc. - sind in der heutigen Zeit sehr häufig anzutreffen und haben einen oft starken Einfluss auf die vegetative und endokrine Ebene im Körper.

Die Dysbiose ist dadurch charakterisiert, dass die Zusammensetzung der Flora an Mikroorganismen, oder besser heute des Mikrobiota, in den Körperhöhlen und speziell im Magen-Darm-Trakt gestört ist.

Materialunverträglichkeiten haben umweltmedizinisch stark an Einfluss gewonnen und widerspiegeln die individuelle Verträglichkeit für Materialien im zahnärztlichen oder ärztlichen Bereich; dabei sind die Schwermetalle aus Amalgamfüllungen oder auch titanlegierte Implantate ein zunehmendes Problem.

Ebenso sind Petrochemikalien, die in den Kosmetika, Putz- und Desinfektionsmitteln hauptsächlich in den Körper aufgenommen werden - über die Haut, Schleimhäute oder inhalatorisch - wegen in ihrer Menge und Anzahl, kummulativ, für unseren Körper zur Belastung.

Bei teilweise oder voll immunsupprimierten Menschen können sich chronische Infekte festsetzen.

Bei den Allergien unterscheiden wir einerseits diejenigen gegenüber Nahrungsmitteln, wo v.a. die in unserer Kultur stark konsumierten Produkte wie Getreide, Milch etc. eine Rolle spielen.

Andererseits sind in unserer Umwelt auch zunehmend Allergene zu finden, vom Heuschnupfen, zu Tierhaaren bis zu Ozon und Feinstaub.

Die Maloklusionen haben zur Folge, dass die Zahnreihen nicht richtig aufeinander passen bzw. die Kiefergelenke dadurch fehlbelastet werden. Sie können u.a. Haltungsschäden in der Wirbelsäule zur Folge haben.

Impfungen wirken sich sehr individuell aus und können dabei gerade auch durch ihre Zusätze erhebliche Störungen des Immunsystem mit sich bringen.

Schliesslich sind noch die sog. Standortbelastungen zu erwähnen; bei ihnen unterscheiden wir elektro- und geobiologische Störungen und deren Wechselwirkungen und kummulativen Effekte unter sich, die v.a. an Orten, wo wir uns viel aufhalten (Schlafplatz o.ä.), auf uns einwirken und je nach Sensibilität des Individuum mehr oder weniger belastend sein können. Sie sind oft der Grund, wieso Krankheiten therapieresistent werden.

 

Länge

 

Nun kommt noch die „Länge“ ins Spiel, nämlich die Zeitachse in der diese Einflussfaktoren auf die verschiedenen Körperebenen einwirken bzw. die Länge der Krankengeschichte als Ganzes. Grundsätzlich gilt wie schon erwähnt: je länger, je chronischer und je anspruchsvoller und länger zu behandeln.

 

5 Jahre                       10 Jahre                      15 Jahre


Bei der Dimension der Länge sehen wir Menschen in unserer Praxis und machen mit unseren Sinnesorganen für ein paar Minuten oder eine gewisse Zeit ein paar „Schnappschüsse“. Was aber manchmal schwierig zu sehen oder zu erfassen ist, ist dass diese Menschen dann immer ihre ganze Geschichte sozusagen „im Handgepäck“ dabeihaben und diese verkörpern. Dieser Rucksack kann je nach Alter und Umstände sehr umfangreich sein und kann sich dann z.B. in der Körperhaltung oder im Gesichtsausdruck dieses Menschen abzeichnen.

In dieser, seiner Biografie hat der Organismus dieses Patienten in einem kontinuierlichen Prozess über Jahre und Jahrzehnte mit der Bewältigung, Ausregulierung oder Ausbalancierung von Einflussfaktoren, Krankheiten und Schicksalsschlägen zu tun gehabt. Diese Herausforderungen können unterschiedlich gut bewältigt, verarbeitet und geheilt worden sein und dabei können, wenn dies nicht oder nur teilweise gelingt, Altlasten, Unverdautes, Unbewältigtes, Unheilsames zurückbleiben. Dieser Ballast macht dann den unterschiedlichen Füllzustand des Rucksackes aus. Also, wenn ich einen älteren Patienten mit einer langen Lebens- und Krankengeschichte und mit einem kleinen Rucksack antreffe, dann sagt mir das, dass die Selbstheilungskräfte gross und die Lebesweise über die Zeit in diesem Menschen gesund gewesen sein müssen.


Das heisst, wenn wir einen Patienten zum ersten Mal sehen, so haben wir die einmalige Gelegenheit, diesen Menschen als geprägte Ganzheit, als zusammengeschmolzenes Gesamtwerk, als aktuelle Verkörperung seiner Biografie und Krankengeschichte zu sehen. Je breiter unsere Wahrnehmung ist, je mehr "Antennen wir ausgefahren" haben, je mehr Wissen, Erfahrung und Intuition wir haben, je unmittelbarer können wir dieses Individuum als Ganzheit erfassen. So kann uns gerade auch ein erster Eindruck schon sehr viel über einen Menschen verraten und wichtige Hinweise für seine Behandlung offenbaren.

 

Gerade auch die Mundhöhle, in der Menschen auf bis zu 8 Reflexzonen abgebildet sind, kann uns das Resultat eine bewegte Geschichte "erzählen" und wenn wir wissen, wie wir ihr mit allen Sinnen zuhören können, auch aufzeigen…

So ergibt sich nun beim Zusammenzählen der Koordinaten einer Krankheit - der Breite, Tiefe und Länge - eine multidimensionale Ganzheit und diese nennen wir dann das individuelle, ganzheitliche Krankheitsbild eines Patienten.